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Die langjährigen Erfassungen des Eisvogels und seiner Bruten in den Gewässersystemen des Main-Kinzig-Kreises zeigen, wie stark die Schwankungen des Bestandes in den einzelnen Jahren sind. Allen ehrenamtlichen Beobachterinnen und Beobachtern, die sich an der Bestandserfassung beteiligten und noch beteiligen, gilt unser herzlicher Dank.

Da der Eisvogel im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie geführt wird, ist es das europaweite Ziel, diese Art in einem „günstigen Erhaltungszustand“ zu bewahren. Die Beobachtungen aus dem Main-Kinzig-Kreis fließen daher in den deutschen und europäischen Datenbestand ein. Die Monitoringdaten werden der staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zur Verfügung gestellt und komplettieren so die Beobachtungsdaten in Hessen, Deutschland und der ganzen europäischen Union.

Erfolgreiche Auswilderung mit der Hand aufgezogener Eisvögel



Von Werner Schindler

An einem Bach in meiner Heimat, habe ich mehrere Jahre Eisvögel beobachtet und fotografiert. 2005 brütete ein Paar 2mal. Es waren Schachtelbruten. Die zweite Brutröhre war ca. 700 Meter von der ersten entfernt. 2006 brütete das Paar 3mal, von April bis Ende September. 2007 war im April die erste Brut. Im Juli war die zweite Brut kurz vor dem Ausfliegen.

An dem Bachlauf hatte ich schon öfters Fußabdrücke von Kindern gesehen, aber die Röhre war so unauffällig, dass ich keine Bedenken hatte. Wenn die Jungvögel kurz vor dem Ausfliegen sind, machen sie in der Röhre doch ein lautstarkes Gezeter, dass man hören kann.

Das muss auch den Kindern aufgefallen sein und sie hatten vielleicht Mäuse vermutet. Als ich mittags zu "meiner Röhre" kam, war sie total frei gegraben und die Jungvögel waren nicht mehr da.

In zwei Lokalzeitungen wurde die Bevölkerung um Hinweise gebeten. Nach ca. 2 Wochen kam ein anonymer Tipp an die örtliche Vogelschutzgruppe Hasselroth, der auch ich angehöre und 2 Jungvögel konnten bei einem Jugendlichen sicher gestellt werden.

Ich hatte sie dann bei mir zuhause in Pflege. Nach 2 Tagen im Vogelkäfig, baute ich auf der Terrasse eine kleine Voliere (2m x 1m x 0,8m) mit einer Wasserschüssel. Aus Garten- und Anglerteichen besorgte ich kleine Fische, die ich ihnen von Hand fütterte. Wenn ich in die Nähe kam, schnalzte ich immer mit den Lippen und die Vögel antworteten mit zeternden Lauten.

Nach den kleinen Fischen, die in der Schüssel schwammen, verdrehten sie nur den Kopf und ich dachte: Die kannst du ja nie frei lassen. Meine Frau sagte: „Du musst den Jungvögeln das Tauchen vormachen“. Alle 2 Stunden war Fütterung und man konnte sich nicht viel vornehmen. Nach 10 Tagen machten sie von alleine die ersten Tauchversuche und sie waren jedes mal durchnässt, denn ihr Gefieder war noch nicht so "imprägniert". Mit einem Föhn habe ich sie auf der schwächsten Stufe durch das Gitter getrocknet. Aber mit der Zeit wurde es immer besser und sie fingen sich ihre Nahrung immer selber, klopften die Fischchen, nach Alten-Manier an einem Ast tot. Ich stellte jetzt einen größeren Klarsicht-Eimer in die Voliere, bestückte ihn mit 10-15 Fischchen und konnte auch mal länger wegbleiben. Wenn ich zurück kam war nichts mehr drin.

Nach 3 Wochen waren sie so fit mit dem Tauchen und ich habe sie an einem Teich, in der Nähe der Brutröhre frei gelassen. Am Mittag ging ich noch mal an den Teich, um nach "meinen Vögeln" zu sehen. Einer saß teilnahmslos auf einem Ast und machte keinen guten Eindruck. Das Wasser war zu dieser Zeit sehr getrübt, da es stark geregnet hatte. So machte ich mich wieder auf, besorgte Fischchen und hängte ihren bekannten Eimer, nahe am Ufer ins Wasser. Mit einem Pfiff, mit dem ich sie schon zuhause gelockt hatte, konnte ich sie gleich wieder begeistern. Einer kam mir sogar auf die Hand und tauchte in den Eimer.

So habe ich sie noch 2 Woche "zugefüttert" und sie wurden immer selbstständiger aber auch scheuer. Ich konnte einen noch einige Wochen beobachten und sah auch, wie er seinen Sitzast gegen einen Altvogel verteidigte und hoffe, dass sie durchgekommen sind. Ich wollte mit diesem Beitrag nur mal sagen, wie die 2 Jungvögel ohne die Lehre der Altvögel das Tauchen und Totklopfen der Beute gelernt haben, denn das war von Anfang an mein großes Bedenken.

Werner Schindler

Jahresbericht 2008

Den Jahresbericht von 2008 finden Sie hier.

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Dr. Matthias Kuprian
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Erhebungsbogen

Erhebungsbogen
Hier finden Sie den Erhebungsbogen fü Eisvogel-Beobachtungen (Foto: NABU/H. Leurmans)