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Hintergrund



Wie kommen Wildpferde in die Großstadt?

Das Europäische Naturschutzgebiet Campo Pond, mitten im Hanauer Stadtgebiet gelegen, diente mehr als sechs Jahrzehnte lang als Standortübungsplatz und militärisches Trainingsgelände für die US-Armee. Panzer und andere schwere Militärfahrzeuge befuhren regelmäßig das Gelände. Camps wurden errichtet, der Bau von Pontonbrücken wurde auf dem Stillgewässer des Geländes geprobt. Obwohl die schweren Militärfahrzeuge nicht zimperlich mit dem Gelände umgingen, siedelte sich im Laufe der Zeit eine sehr wertvolle Tier- und Pflanzenwelt an. Im Schutze der Panzer gediehen unter Verzicht auf Düngung und Pestizideinsatz und durch das weitgehende Fehlen einer landwirtschaftlichen Nutzung zahlreiche seltene und bedrohte Arten.

Als die Amerikaner Ende 2008 aus Hanau abzogen, ging Campo Pond, genau wie alle anderen amerikanischen Liegenschaften, in das Eigentum des Bundes über, der durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) von der Sparte Bundesforst vertreten wird.

Gleichzeitig wurden Teile des Campo Pond Teil des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Unter der Bezeichnung "US-Militärgelände" bei Groß Auheim wurden 2008 rund 72 Hektar der Fläche als sogenanntes FFH-Gebiet (Fauna Flora Habitat) ausgewiesen.

Besonders die seltenen "Sand-Magerrasen" und Dünen mit offenen Grasflächen wurden somit nach EU-Recht und durch die hessische Natura 2000-Verodnung geschützt.

Nach dem Abzug der Amerikaner stellte sich schnell die Frage, wie das über viele Jahrzehnte durch Drahtzäune abgeschlossenen Campo Pond- Areal und seine zahlreichen besonders geschützte Pflanzen- und Tierarten dauerhaft erhalten werden können.

Schließlich musste der gute ökologische Zustand gemäß FFH-Richtlinie gehalten werden. Die Verantwortung zum Erhalt und Pflege des FFH-Gebiets obliegt dem Land Hessen in Abstimmung mit dem Eigentümer Bundesforst. Das Land Hessen muss alle sechs Jahre den Zustand der Flächen dokumentieren und zur EU nach Brüssel melden.

Schnell zeigte sich, dass die traditionellen Ansätze der Landschaftpflege wie etwa eine Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern oder die regelmäßige Mahd durch einen Landwirt mitten in der Stadt Hanau kaum zu realisieren waren.

Um den FFH-Status dennoch zu erhalten, entstand die Idee Przewalski-Pferde als Landschaftspfleger anzusiedeln. Sie pflegen das Fauna-Flora-Habitat "Campo Pond", in dem sie neue Baumtriebe abknabbern ("verbeißen") und das Gelände von Unterholz freihalten. Damit tragen sie zur Offenhaltung des wertvollen Sand-Magerrasens bei. Durch das große Engagement und die finanzielle Unterstützung des Bundesforsts war es möglich das Przewalski-Artenschutzprojekt nach Hanau zu holen.

Zur Freude zahlreicher amtlicher und ehrenamtlicher Naturschützer errichtete der Bundesforst im Sommer 2009 die erste 25 Hektar große Pferde-Koppel im Schutzgebiet. Bald schon beweideten die ersten fünf Przewalski-Stuten das Gelände. Um Platz für weitere Tiere zu schaffen baute der Bundesforst zwischenzeitlich eine zweite über 50 Hektar große Koppel, die im August 2010 fertig gestellt wurde. Mittlerweile weiden 5 Stuten im Gebiet.

Das Przewalski-Pferd, benannt nach dem russischen Expeditionsreisenden Oberst Przewalski, ist weltweit die einzige genetisch reine Art des Wildpferdes, die in ihrer Wildform bis heute überlebt hat. Diese Tierart galt zwar bereits seit 1970 in freier Wildbahn als ausgestorben, aber glücklicherweise konnten im letzten Moment vor dem endgültigen Aussterben 13 zuchtfähige Wildpferde aus Zoos zusammengeführt werden. Durch gezielte Zucht haben diese "neuen Urväter und Urmütter" weltweit im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen rund 1.600 Nachkommen gezeugt.

Teile dieser nachgezüchteten Tiere Nach konnten bereits wieder in ihrer ursprünglichen Herkunftsregion, in der Mongolei, China und Kasachstan ausgewildert werden.

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